HYPP- Hyperkaliämische Periodische Paralyse

Die Hyperkaliämische Periodische Paralyse ist eine genetisch bedingte Muskelerkrankung und eine unheilbare Stoffwechselkrankheit beim Pferd. Entstanden ist diese Erkrankung durch eine Punktmutation innerhalb des Gens für das Natrium-Tunnelprotein in der Membran der Muskelzelle. Durch diesen Gendefekt ist das normale Öffnen und Schließen des Natriumionenkanals der Muskelzellen gestört, so dass unbehindert Natriumionen passieren können. Dadurch wird der Natriumhaushalt der Zelle gestört, was zu unkontrollierten Muskelkontraktionen und Muskelschwäche führt.

Von dem Defekt betroffen sind vor allem Quarter Horses, Paint Horses und Appaloosa oder Blutlinien, die auf den Quarter Horse Hengst „Impressive” zurückgehen. Nachkommen, die in ihrem Pedigree nicht auf „Impressive” zurückgehen, können auch nicht an diesem Erbdefekt erkranken. Anlageträger von HYPP sind oft gut bemuskelt und können in gesunden Phasen höchst erfolgreiche Sportpferde sein.

Symptomatik

Die klinischen Anzeichen können zwischen verschiedenen Tieren variieren, wobei homozygote Tiere stärker betroffen sind als heterozygote Tiere. Die klinischen Anzeichen können unterschiedlich ausfallen, von subklinisch bis schwerwiegend. Bislang ist ungeklärt, warum manche Pferde Symptome zeigen und andere nicht. Leider kann ein Pferd, das selbst keine Symptome zeigt, die Krankheit vererben, so dass sie bei den Nachkommen wieder auftritt. Daten, die von Anlageträgern gesammelt wurden, haben gezeigt, dass rund 70% dieser Tiere Symptome ausbildeten und 30% keinerlei Anzeichen einer Erkrankung zeigten.

Folgende Symptome können auftreten:

• Allgemeine Schwäche
• sporadisches Muskelzittern, Muskelschwäche und Muskelkrämpfe
• Atemgeräusche, verursacht durch Muskellähmungen der oberen und unteren Atemwege
• unvorhersehbare Lähmungserscheinungen
• Herzarrhythmien sekundär durch Hyperkaliämie
• Atem- oder Herzstillstand, die unter Umständen zum Kollaps bzw. zum plötzlichen Tod führen können

Die ersten Krankheitsanzeichen werden oft in einem Alter von drei- bis siebenjährig beobachtet. Dabei treten die Symptome nicht während des Trainings sondern in der Ruhephase, in Fütterungszeiten oder in Stresssituationen (Transport, Futterwechsel, Erkrankungen und Fasten). Betroffene Tiere müssen einer besonderen Diät unterzogen werden, und bei plötzlichem Auftreten der Symptome ist auf jeden Fall ein Tierarzt hinzuzuziehen.

Erbgang und Mutation

Der Erbgang von HYPP ist autosomal-dominat, das bedeutet, dass ein Anlageträger, der nur eine Kopie des Defektgens trägt, von der Erkrankung betroffen ist und Symptome ausbildet. Für die Zucht bedeutet dies, dass, schon die Anpaarung eines einfachen HYPP-Trägers mit einem gesunden Tier zu 50% ein krankes Pferd hervorbringt.

Gentest

Ein Gentest bietet die Möglichkeit, eindeutige Informationen über die genetische Veranlagung des Tieres bezüglich HYPP zu erhalten. Der Test ist vor allem immer dann ratsam, wenn irgendwo in der Zuchtlinie eine verwandtschaftliche Beziehung zum Hengst „Impressive„ besteht. Der Gentest bringt 100%ige Gewissheit, ob das Tier genetisch normal, homozygoter oder heterozygoter Anlageträger ist.

Quelle: z.T. Dr. agr. Dr. agr. habil. Ines von Butler-Wemken