Text und Graphik Jasmin Schuster

Do‘s and Don’ts… oder besser Dinge die man auf einem Turnier machen sollte oder lieber nicht. Zuerst sollte man sich im Klaren darüber sein, dass der Richter, der Stuard und auch das Publikum nur für eine sehr kurze Zeitspanne ihre gesamte Aufmerksamkeit auf euch richten. Bei einer Horsemanship oder Showmanship sind es ca. 90 Sekunden, im Trail und in der Reining wohl etwas länger. Dennoch habt ihr nur wenige Sekunden um euch bestmöglich zu präsentieren. In einem großen Starterfeld geht es auch darum hervor zu stechen.

Über sehr viele Jahre des showens in den unterschiedlichsten Verbänden habe ich so viele Erlebnisse dies bezüglich gehabt. Manchmal sind es z.B. Richter die einen auf gewisse Sachen aufmerksam machen. Dieser Artikel beinhaltet nicht wortwörtlich das Regelbuch, man sollte es eher als Erfahrungsbericht und ein „zwischen den Zeilen lesen“ verstehen.

Ein Beispiel. Im Regelbuch steht unter dem Punkt Kleidung: „the hair must be neat and contained (as in net or braid) (…) SC-195 APHA Rule Book.

Erlebnis- ich, 22.30 Uhr, Green Hunter, eine Haarsträhne hing aus meinem Helm, nach der Prüfung kam eine adrett gekleidete Richterin zu mir und sagte: „Etwas Haarspray wäre wohl angebracht…“ . Ich war doch etwas entsetzt, da die Uhrzeit meiner Frisur entsprach. Dennoch werdet ihr nie wieder erleben, dass ich ohne eine Flasche Haarspray jemanden in eine Prüfung schicke oder selbst gehe.

Zum Thema Haar möchte ich noch anmerken, denkt daran lieber elegant und aufgeräumt als pompös und voluminös. . Denkt immer daran was ihr präsentieren wollt!

Im ernst, diese adrette Lady hatte Recht. Im Falle der ungebändigten Haarsträhne geht es um Respekt. Von einem Richter wird erwartet, ab der ersten Prüfung bis zur Letzten, immer 100% zu geben. Was auch bei 36°C ein Sakko, lange Hose und Hut beinhaltet. Dann kann dieser es auch für eine ganz kurze Zeitspanne von uns erwarten, oder?

Zu dem Punkt Kleidung fällt mir auch immer ein Satz eines Richters ein. „Der Hut ist unser Stolz“. Wenn man Externen erzählt man reitet Western, dann ist dies doch meist gefolgt von der Frage:“ …mit Cowboy Hut und so?“ Unser Hut ist Tradition, Symbol und Statussymbol. Vielleicht nicht unbedingt in Deutschland, aber auf jeden Fall in vielen Teilen Amerikas. Wenn ein Amerikaner den berühmten „Klodeckel“ auf dem Kopf sieht, dann ist das mit einer Beleidigung zu vergleichen. Der ganze Stolz eines Cowboys ist sein Hut und Pferd. Behaltet dies im Hinterkopf. Shaped eure Hüte, setzt sie vor der Saison mal auf und schaut, ob er noch gut geformt ist. Ganz klar, es gibt völlig unterschiedliche Formen, etwas breiter oder schmäler. Aber ein neuer Hut muss geformt werden und ein billiger Hut ist manchmal schwer in Form zu halten. In diesem Fall würde ich einen nachträglich gefärbten Hut empfehlen. Diese sind fast starr, kosten nicht die Welt und sie sehen wesentlich adäquater aus, als ein 75€ Hut der seine besten Tage hatte.

Ein Punkt der mindestens 10x auf jeder Show zu sehen ist, wird in Regel SC- 235 (APHA Rule Book) ausdrücklich erbeten. Die Hose die mindestens bis zum Sprunggelenk gehen soll, oder gar länger. Ich bezweifle tatsächlich, dass viele wissen wo das Sprunggelenk anfängt. Eine Hose, besonders in der Showmanship hat nicht 10cm oberhalb des Bodens aufzuhören. Auch sollte sie eng anliegen, nicht schlabbern. Wenn ihr Hüfthosen tragen wollt, dann bitte welche die nicht rutschen. Keiner will ein Bauarbeiter-Dekolleté sehen. Auch will keiner wissen, welche Unterwäsche ihr tragt. Too much information for a judge!

Es muss nicht teuer sein und bling- bling machen, aber ihr wollt souverän, elegant und passend (appropriat) gekleidet sein. Ein ordentlich geformter, angepasster Hut, eine passende Hose die sitzt, eine passende Bluse und ein gut gebundenes Haar ist völlig ausreichend.

Wenn wir unseren Blick nun auf das Pferd richten, so sehe ich tatsächlich ganz viel Stolz. Sehr selten sehe ich ein dreckiges Pferd oder eines welches nicht mühevoll geputzt wurde. Das ist sehr schön zu sehen wie stolz die Besitzer auf ihre schönen Tiere sind. Ein paar Kleinigkeiten fallen jedoch immer mal wieder auf. Vor allem in den in Hand Klassen. Das Showhalfter ist ein teurer Spaß der gern gesehen, getragen und präsentiert wird. Doch ein unpassendes Halfter, egal wie schön es ist, suggeriert eher Unprofessionalität und „Flotterstyle“. Ganz ehrlich, nehmt ein gut sitzendes schwarzes Halfter mit passendem Strick oder Kette, das wirkt eleganter und positiver bezüglich eurer Präsentation.

Ein weiter Punkt der mir persönlich die Nackenhaare stellt sind die explodierten Mähnenwürste. Ich weiß auch, dass es viel Geschmacksache ist, aber denkt immer OAE (ordentlich, aufgeräumt und elegant). Diese Pleasurezöpfe sind eine Kunst. Es erfordert viel Übung und Technik diese so zu binden, dass nach 10min nicht alles wild und chaotisch aussieht. Darum bitte ich euch, zahlt jemand der es kann und lernt von demjenigen, oder lasst es. Wir wagen uns doch auch nicht an die Hochzeitsfrisur einer Freundin. Und wenn das Pferd eine längere Mähne hat, bitte macht nicht 15 dicke Würstchen als Zöpfe, das ist allenfalls eine „ Trainingsfrisur“, lasst sie einfach offen. Kämmt sie schön, etwas Mähnenspray und ihr zeigt genauso eure OAE. Falls ihr sie doch für Halter oder Color Class hochbinden wollt, dann übt einen schönen Mozartzopf. Der nächste Artikel soll über das Thema Mähne handeln. Eventuell findet ihr da auch ein paar Tipps.

Eine weitere Sache ist das verzieren der Pferde wie Tannenbäume. Auf einer Show gilt der Grundsatz, manchmal ist weniger mehr. Ein sauberes Pferd ist OAE. Warum muss man es mit Glitzerspray übermalen. Es ist doch ein Paint Horse, kein Twilight Sparkle. „Don‘t be artifical“ !Das habe ich seit Ewigkeiten im Kopf. Nicht künstlich wirken, auch wenn Glitzer eine Lebenseinstellung sein kann. Das ist etwas zu viel.

„Artifical“ erlebt man auch viel in der Showmanship und Horsemanship. Packt den kleinen abstehenden Tussifinger ein und übertreibt nicht. Wir bändigen 600kg und schaufeln Scheiße jeden Tag. Wir sind keine Prinzessinnen und Prinzen, sondern Gladiatoren im Ring. Präsentiert euch selbstbewusst und elegant.

Es ist sehr wichtig sich selbstbewusst und souverän zu präsentieren, auch wenn es einem nicht immer danach ist. Ihr präsentiert euch auch durch eure Pferde. Wir machen Fehler genauso wie unser Pferd, das ist normal und selbstverständlich. Auch ist es eine Tatsache, dass man nicht immer gewinnt. Aber wahren Respekt und Größe zeigt ihr genau in solchen Momenten. Achtet auf eure Emotionen. Diese hinterlassen bleibende Eindrücke. Jeder ist mal enttäuscht über sich, das Pferd, den Richter, was auch immer. Aber sich in einer Prüfung in irgendeiner Form darüber zu äußern, ist völlig daneben. Wenn du einen Fehler machst, lerne daraus und mach es besser. Wenn dein Pferd einen Fehler macht, erkläre es ihm besser. Wenn du denkst der Richter hat einen gemacht, dann zeig ihm du bist die/der Beste/er beim nächsten mal und beweise dich. Wenn du Pech hattest, dann lache und hake es ab. Wenn ich jemanden sehe, der aus einer total verkackten Situation in der Prüfung raus reitet und eine Fresse zieht und dem Pferd schon fünf mal die Sporen rein gerammt hat und im Maul rupfte, dann beglückwünsche ich und feiere den der mit einem großen Lachen raus reitet und sein Pony ein Klaps auf den Hals gibt, mit dem Gedanken: „Hey Teampartner, heute war nicht unser Tag, aber die Zukunft gehört uns.“

Glaubt mir, die Richter sehen das und sie verabscheuen respektloses Verhalten dem Pferd gegenüber und sie merken sich das. Sie merken sich auch eine Gratulation als fairer Verlierer. Es geht darum den Besten zu feiern und nicht nach Fehlern zu suchen. Keiner ist fehlerfrei, nicht immer ist der Sieger der Gewinner und gemeinsam feiern ist viel schöner.